Kapitel 1 – Wie ich den Dschinn kennenlernte

Hallo!

Ich schaute zur Tür, die von der Küche direkt in den Gastraum des Kreuzecks führte, der Kneipe, in der ich gerade arbeitete, aber da war niemand. Ich zuckte mit den Schultern, in einer Küche hört man viele Geräusche, und wandte mich wieder meiner Arbeit zu.

Hallo, hey du, hörst Du mich nicht?

Diesmal war es um einiges lauter und ziemlich aufdringlich und kam von direkt vor mir. Aber da war nichts.

Es wäre ja nicht das erste Mal, dass ein Koch in der Küche verrückt wird, dachte ich mir. So anstrengend waren die letzten Wochen aber eigentlich nicht gewesen, ja sogar eher ruhig.

Ich glaubte ein Stöhnen zu hören und schaute noch mal genau auf das Regalbrett über meiner Arbeitsfläche. Da war so ein Schimmern, ja, und jetzt wurde es stärker. Plötzlich saß da ein kleiner Kerl vor mir auf dem Regalbrett, so 30 cm groß, übertrieben bunt, irgendwie orientalisch würde ich mal sagen, gekleidet. Auf dem Kopf hatte er so eine Art, hmmm Turban? Auf alle Fälle äußerst schlampig gewickelt. Und er grinste, er grinste von einem Ohr zum anderen. Das Grinsen wurden noch breiter und ging schließlich ein lautes, gackerndes Lachen über.

Hast wohl noch nie einen Küchendschinn gesehen, oder was? sagte das Kerlchen, lachte noch lauter, schlug sich aus Begeisterung auf das Knie, fiel dabei vornüber, schwebte kurz und saß wieder auf dem Regalbrett.

Ich glaube ich stand mit offenem Mund da und wohl mit dem bescheuertsten Gesichtsausdruck, den ich jemals hatte.

Hör auf, hör auf, das ist Folter, ich kann mich nicht totlachen, ich bin ein Dschinn, quietschte der Küchendschinn und begann sich trotzdem langsam zu beruhigen.

Das kann man von mir nicht sagen. Ich bin in meiner Zeit als Koch ja schon vielen seltsamsten Menschen und ähnlichen Wesen unter anderen Köchen, Küchenhilfen, Servicekräften, Chefs und Gästen begegnet, aber alle waren mindestens 1,50 m groß

Hallo.

Ich zuckte zusammen. Diesmal kam es aus Richtung Tür

Es war Karla, eine Bedienung, die gerade gekommen war.

Du schaust als ob dir das Chili angebrannt ist, dabei kochst du doch noch gar nichts, stellte sie mit einem Blick auf den Herd fest.

Ich zeigte stumm auf den Dschinn, aber Karla verzog keine Miene, schüttelte nur den Kopf und machte sich an ihre Arbeit. Köche halt, dachte sie jetzt sicher wieder.

Ich schaute zum Regalbrett, er war noch da.

Wer oder was bist du, was machst du hier? versuchte ich es mit einem direkten Angriff.

Das Grinsen wurde noch einmal breiter. Ich bin Küchendschinn, dein Küchendschinn. Ich werde dir ab sofort bei all deinen Kochaktivitäten beratend zur Seite stehen. Was folgte war ein Redeschwall, wie ich noch nie einen erlebt hatte.

Was . . .aber . . .Moment . . versuchte ich einzuwenden. Gegen den Wörter-Tzunami der vom Dschinn aus auf mich zurollte, hatten meine zaghaft Kommunikationsversuche nicht den Hauch einer Chance,.

Nein, dachte ich verzweifelt, nein, das ist nicht die Realität, ich bin nur verrückt geworden und alles wird wieder gut.

 

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