Kapitel 2 – Ein neuer Tag

Vorsichtig spähte ich in die Küche, es schien alles normal zu sein, kein Dschinn. Ich ging hinein, schaute genau in jede Ecke - ah, da lag das Messer, das ich schon die ganze Zeit gesucht hatte - kein Dschinn. Erleichtert atmete ich tief ein. Keine Ahnung, was das gestern gewesen war, zu heiß, zuviel Kochdämpfe eingeatmet, zu wenig getrunken und eine Fata Morgana gesehen, was auch immer. Hauptsache es war wieder alles normal. Ich machte mich an meine Vorbereitungen.

Da sah ich so ein Flimmern aus den Augenwinkeln. Nein, dachte ich verzweifelt, nein, da ist nichts.

Oh, du bist schon da! Wusste nicht, dass du sooo pünklicht bist. Na gut, jetzt weiß ich's, dann bin ich morgen rechtzeitig da.

Er saß auf dem Regalbrett, genau da wo er gestern gesessen war, er grinste über beide Ohren, genau, wie er gestern gegrinst hatte - der Dschinn!

Was haben wir denn heute so geplant? Ich weiß nicht, aber ich finde, das sieht nicht so toll aus, was du da gerade machst, solltest du nicht vielleicht . . .  ach, du wirst schon wissen was du tust. Und ich muss es ja nicht essen. Er fing an zu lachen und er lachte und lachte und lachte. Sein Turban, von dem diverse Enden herunterhingen, war kurz davor, ihm ganz ins Gesicht zu rutschen. So origninell war dieser Witz nun wahrlich nicht gewesen. Er fing an sich aufzulösen und ich begann schon zu hoffen, da beruhigte er sich so langsam wieder. Also ich hätte da noch ein paar tolle Ideen, schließlich blicke ich auf jahrtausende lange Erfahrung zurück, fing er an weiterzureden.

So langsam wurde mir das Ganze zu bunt. In welchen Küchen warst du denn schon, fragte ich ihn?

Sein Redeschwall stoppte abrupt. Er schien noch etwas kleiner zu werden.

Na ja, weißt du, so richtig ist das eigentlich meine erste.

Mit wem redest du denn da? Die Bedienung war gekommen. Ich zeigte auf den Dschinn, der jetzt wieder ziemlich laut lachte. Karla verzog das Gesicht und schaute die 2-l-Kochweinflasche an, neben der der Dschinn saß. Wenn du schon mit deiner Weinflasche reden musst, dann bitte etwas leiser, ist schon ein bissl irritierend, sagte sie, und ging zurück in den Gastraum.

Ich blickte fragend zum Dschinn. Der strahlte über das ganze Gesicht, gluckste und sprach, weißt du, das Tollste ist, nur du kannst mich hören und sehen.

Ich hatte schon so etwas befürchtet. Na super, dachte ich, das kann lustig werden. Die werden sich hier denken, dass ich den Küchenkoller habe, wenn ich ständig vor mich hinrede. Aber der Gedanke ist wohl gar nicht so abwegig, schließlich sehe ich einen 30 cm großen Dschinn mit einem schlampig gebunden Turban in meiner Küche.

Da traf es mich, wie ein Geistesblitz aus heiterem Himmel, das ist ein Dschinn, der da auf dem Regalbrett sitzt, zumindest behauptet er das. Verschwinden und auftauchen kann er auf alle Fälle. Da war doch was, Dschinn - 3 Wünsche frei, war das nicht die Regel? Ich wünsche mir einfach, dass er wieder verschwindet, oder zumindest kein Wort mehr sagt und nicht mehr so penetrant und laut lacht.

Ähhh, Dschinn, unterbrach ich vorsichtig seinen Monolog darüber, wie vorteilhaft es für mich ist, dass er unsichtbar ist, du bist doch ein Dschinn, oder?

Er legte den Kopf schief und antwortete mißtrauisch, ja, warum?

Dann habe ich jetzt 3 Wünsche frei, oder?

Der Dschinn hob demonstrativ seinen Arm, schaute auf sein Handgelenk, als ob er auf eine Uhr schauen würde, aber da war kein Uhr.

Tut mir leid, mir fällt gerade ein, dass ich ja noch einen ganz dringenden Termin habe, sehe, bin schon fast zu spät dran, nuschelte der Dschinn kaum hörbar und verschwand. Nicht mal für ein Flimmern nahm er sich Zeit, er verschwand einfach.

Sollte es so simpel gewesen sein, ihn wieder loszuwerden? Konnte ich mir nicht vorstellen, wäre zu schön um wahr zu sein. Oder vielleicht doch . . .

 

 

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